Aus geologischer Sicht sind die Plitvicer Seen eine noch relativ junge Erscheinung in der Erdgeschichte. Mit dem Ende der letzten Eiszeit vor 12000 bis 15000 Jahren begann der Prozess, welcher für die Entstehung der Travertinbarrieren verantwortlich ist. Einige dieser Barrieren sind mit 6000 bis 7000 Jahren noch recht jung. In dieser Zeit hat der Mensch dieses Gebiet immer wieder neu geprägt und in den Mittelpunkt geschichtlicher Ereignisse gestellt. Immer wieder lagen die Grenzen zwischen Kulturen und Völkern bei den Plitvicer Seen, dem entsprechend ist die Geschichte dieses Naturwunders sehr bewegt.
Alls eine der Ersten erbauten die Römer eine Festung an den Ufern der Seen, auf den Grundmauern dieser Bastion wurde im Mittelalter ein Kloster errichtet. Im 15. Und 16. Jahrhundert verlief die Grenzlinie zwischen dem Osmanischen Reich und dem christlichen Abendland in unmittelbarer Nähe der Plitvicer Seen, in dieser Zeit kam es immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen und Überfällen. Auch während des Balkankrieges wurde der Nationalpark zum Kriegsgebiet: Ostern 1991 lieferten sich serbische und kroatische Truppen die ersten Gefechte des Krieges. Während dieser Zeit verlief die Frontlinie nahe der Plitvicer Seen, auch waren sie ständig vermient und von der Sprengung bedroht. Wie durch ein Wunder überstand das Naturjuwel jedoch diese politischen Erpressungsversuche unbeschadet und nach dem Kriegsende als eine der ersten Regionen Kroatiens aufgeräumt und wiederhergestellt.
Erst spät erkannten die Menschen, welchen Wert dieses Naturdenkmal darstellt. Die Nutzung der Landschaft für landwirtschaftliche und gewerbliche Interessen stand lange im Mittelpunkt. Die irreparablen Zerstörungen im 19 Jahrhundert – so wurden z. B. Kanäle für ein Sägewerk angelegt – brachten bei den Menschen ein Umdenken. Als der wahre Wert der Seenlandschaft erkannt wurde, unternahmen die Bewohner bereits erste Schritte, um diese zu erhalten. 1893 wurde eine „Gesellschaft zur Erhaltung und Verschönerung der Plitvicer Seen“ gegründet. Die ersten Pläne einen Nationalpark zu gründen wurden 1914 gefasst und 1928 umgesetzt. Da einige Vorgaben nicht erfüllt wurden, blieb die internationale Anerkennung aber aus. Mit einem Parlamentsbeschluss im 1949 wurde die Deklaration des Nationalparkes nachgeholt und der Grundstein für den heutigen Nationalpark gelegt.
Zu einem wahren Touristenmagnet entwickelten sich die Plitvicer Seen bereits in den 1970er Jahren. Um die Folgen des Ansturmes in geregelte Bahnen zu bekommen und einen Schaden an der Natur zu verhindern, wurden Busse und Autos aus dem Park verbannt, aber auch die Regeln für die Besucher wurden weiter verschärft. Am 26. Oktober 1979 war ein weiter entscheidender Tag für die Plitvicer Seen. An diesem Tag beschloss der Rat der UNESCO den Nationalpark Plitvicer Seen in die Liste der geschützten Natur- und Kulturdenkmähler auf und erklärte das Naturjuwel damit zum Weltnaturerbe.
Nicht nur durch die Veränderungen in der Natur entwickelt sich der Nationalpark ständig weiter. 1997 wurde das Gebiet um 10020 Hektar erweitert, damit auch die ausgedehnten unterirdischen Zuflüsse der Seen und Flüsse des Nationalparkes unter Schutz gestellt werden konnten. Für die Zukunft steht eine naturfreundlichere Gestaltung auf dem Plan, so sollen schwimmende Stege errichtet werden, damit diese nicht mehr in den empfindlichen Gesteinsschichten verankert werden müssen.
Seen
Über eine Länge von sieben Kilometern bilden die Plitvicer Seen 16 Wasserflächen, die als zusammenhängendes System durch Kaskaden und Wasserfälle miteinander verbunden sind und sich von Süden nach Norden durch die waldreiche und gebirgige Landschaft des Dinarischen Gebirgen ziehen. Der Höhenunterschied zwischen dem Obersten dem untersten See beträgt dabei über 130 Meter. Dem entsprechend verändert sich auch das Erscheinungsbild und die Umgebung der Seen. Aufgeteilt ist der Nationalpark in die 12 Oberen Seen (Gornja jezera) die in einer sanften und dicht bewaldeten Hügellandschaft liegen und den vier unteren Seen (Donja jezera), die durch schroffe, wilde Kalkfelsen begrenzt werden.
Die Fläche der Seen beträgt zwei Quadratkilometer, von denen fast 80 Prozent auf die beiden größten Seen und Tiefsten entfallen. Dies sind der oberste See, der „Proscansko Jezero“ mit einer länge von über 2100 Metern und einer tiefe von 37 Metern. Der „Kozjak“ ist der größte der Plitvicer Seen mit einer Länge von über 2300 Metern und bis zu 47 Metern tiefe. Der heutige See entstand als die Barriere die sich in seiner Mitte befand vom Wasser überflutet wurde. Auf dem „Kozjak“ verkehren auch die Nationalparkfähren.
Die beiden größten Wasserfälle sind neben den unzähligen Kaskaden und kleineren Wasserfällen besonders sehenswert. Der Galovak Wasserfall (Galovacki buk), über ihn stürzt das Wasser rund 25 Meter in die Tiefe und fliest in den gleichnamigen See. Am Unteren ende der Seen befindet sich der große Wasserfall (Veliki slap) über den die „Plitvica“ knapp 80 Meter, in die tiefe donnert und in den „Novakovica brod“ fliest, sich mit dem Wasser der Seen zur „Korana“ vereint und über 134 Kilometer bis nach Karlovac fließt und dort in die „Kupa“ mündet. Die oberirdischen Hauptzuflüsse der Plitvicer Seen sind der „Weiße Fluss“ (Bijela Rijeka) und der „Schwarze Fluss“ (Crna Rijeka) die sich im Süden der Seen zum „Matica“ vereinen.
Der Nationalpark
Die Seen, die das Herz des Nationalparkes bilden, machen nicht einmal ein Prozent der Gesamtfläche aus. Um die vielfältige Tier- und Pflanzenwelt auch für die Zukunft nachhaltig zu schützen, wurden rund 300 Quadratkilometer zur Schutzzone erklärt. Fast drei Viertel dieser Fläche sind mit Wald bedeckt, in diesen Wäldern findet sich das Gebiet „Corkova uvala“ mit bis zu 700 Jahre alten Buchen und Tannen. Das restliche knappe Viertel des Nationalparkes bilden Wiesen und 19 kleinere Siedlungen.
Durch die Vielfalt seiner Lebensräume zeichnet sich der Nationalpark aus. Zwischen dem höchsten und dem tiefsten Punkt liegen 912 Meter Höhenunterschied. Durch den Park zieht sich auch die Grenze zwischen Küsten- und Festlandklima. Die Wasserlandschaften mit dichten Wäldern und unwegsamen Berghängen bieten den verschiedensten Tieren ideale Lebensbedingungen. Die umliegenden Gebirgszüge sind nicht nur die Wasserspeicher für die Seen, sondern auch ein wichtiger Rückzugsort für unzählige Tierarten. Das größte Glück für den Erhalt der Landschaft, Flora und Fauna ist die Lage des Nationalparkes. Die Region ist nur dünn besiedelt und verfügt kaum über Industrie. Dies bot der Natur die Möglichkeit, sich fern ab von Lärm und Luftverschmutzung zu entfalten. Durch die weitreichenden Schutzmaßnahmen, die zudem auch sehr früh eingeleitet wurden, war es möglich diesen Zustand größtenteils zu erhalten.
Geologie
Das perfekte Zusammenspiel zwischen Wasser, Stein, Vegetation und Klima, brachten als Ergebnis die einzigartige Landschaft der Plitvicer Seen hervor. Die Eigenheiten und Prozesse eines Karstgebietes sind die Grundlage dafür. Dies beschreibt eine Landschaft, die aus typisch sprödem, löchrigen Gestein besteht, größten Teils aus Kalkstein oder Dolomit. Durch den hohen Kohlendioxid-Anteil, wie Kohlensäure, löst das Karstwasser den Kalk aus dem Gestein. Die Entstehung der Seenlandschaft wird durch diesen Prozess auf zwei Arten unterstützt.
1. Immer wieder frisst sich das Wasser in das Gestein. Zuerst bilden sich dadurch seichte Becken die zu Seen anwachsen, das Wasser spült auch Höhlen und Tunnel aus, wodurch unterirdische Flüsse entstehen. In der Geschichte der Plivicer Seen sind diese Höhlendecken eingestürzt. Als Ergebnis entstand die Schlucht der tiefer gelegenen unteren Seen, die über einen Kalkstein Grund verfügen, während die oberen Seen einen Boden aus Dolomit haben.
2. Durch den Vorgang des Auswaschens reichert sich das Wasser so lange mit Kalk an, bis es übersättigt ist. Wenn dann die Voraussetzungen stimmen, lagert sich der Kalk wieder ab, wodurch sich neues Gestein bildet, Kalktuff oder Travertin. In unzähligen Schichten bauen sich Barrieren auf welche das Wasser zuerst verlangsamen und dann stauen. Dieser Vorgang geht langsam aber stetig weiter, kann an manchen Stellen aber auch erstaunlich schnell von statten gehen, ist doch ein Wachstum von bis zu 13,5 Millimeter möglich. Eine gleichbleibende Ablagerung von 0,8 Millimeter während der letzten 3000 Jahre wurde beispielsweise am Kozjak gemessen. Durch diesen Prozess ist die Natur im ständigen Wandel begriffen, Barrieren und Ufer werden verschwinden und neue entstehen, weshalb sich auch Flussläufe und Uferlinien verändern.
Die Hauptakteure bei der Entstehung der Barrieren im Nationalpark Plitvicer Seen sind Moose und Wasserpflanzen. Sie verlangsamen und verwirbeln den Lauf des Wassers und bilden dadurch die Unterlage für die Ablagerungen. Weiters sind es auch Bakterien- und Algenfilme der Pflanzen, die dafür sorgen, dass die Kalkkristalle haften bleiben. Kalkschichten überlagern schrittweise die Wasserpflanze, welche dadurch zu einem Teil der Barriere werden, bis sie schließlich versteinern.
Viele Faktoren sind wichtig und müssen stimmen, damit die Bildung neuer Barrieren und Kaskaden überhaupt möglich ist. Nicht nur die Übersättigung des Wassers mit Kalk und natürliche Schwellen ist Voraussetzung für diese Vorgänge. Ein Grundbaustein ist auch sehr reines Wasser mit einem geringen Anteil organischer Substanzen. Weiters ist eine Temperatur von 14°C notwendig. Wodurch sich das Travertin im Sommer weit schneller aufgebaut wird als im Winter. Diese verschiedenen Voraussetzungen und deren Zusammenspiel sind dafür verantwortlich, dass das System der Plitvicer Seen, auf äußere Einflüsse äußerst sensibel reagiert, weshalb im Nationalpark jeder Wassersport verboten ist. Der Tourismus bringt trotz aller Schutzmaßnahmen Probleme für das ökologische Gleichgewicht mit sich. Das Ansteigen der Konzentration von organischen Stoffen im Wasser hemmt die Neubildung der Rauwackebarrieren. Mit dem Entfernen von zu starkem Bewuchs an den Barrieren wirkt die Nationalparkverwaltung diesem Problem entgegen.
Klima
Die besonderen klimatischen Bedingungen der Plitvicer Seen werden durch die Küstennähe, beträgt doch die Luftlinie lediglich 50 Kilometer, und dem Höhenniveau von 370 und fast 1300 Metern bestimmt. Die imposante „Velebit“-Bergkette beschränkt den Einfluss des adriatischen Küstenklimas. Ein gemäßigtes Gebirgsklima ist das Ergebnis.
Die Sommer im Nationalpark sind zwar sehr sonnig, die Temperaturen aber nicht so hoch wie an der Küste. Menschen die Hitze nicht vertragen finden hier ein angenehmes Klima vor. Die oftmals eher regnerischen Jahreszeiten, Frühling und Herbst sind kurz, die Bedingungen für Wanderungen und sportliche Aktivitäten sind aber sehr angenehm. Die Natur im Park legt zu dieser Zeit ebenfalls ihr prächtigstes Gewand an. Mit Winterbeginn im November wird es ruhiger im Nationalpark. Im Dezember und Jänner sind die Seen normalerweise zugefroren. Die kalte Zeit dauert bis März an, oftmals sind die Winter auch sehr schneereich.
Das Klima in Zahlen
Im Nationalpark liegt die relative Luftfeuchtigkeit bei 81,8 Prozent, rund 1500 Millimeter beträgt die jährliche Niederschlagsmenge. Die Temperaturen erreichen ein Jahresmittel von 7,9°C – 2,2°C im Jänner, 17,4°C Juli und August. Im Schnitt erreichen die Temperaturen im Sommer zu mittags einen Wert von 24°C. Die 30 Grad Marke wird nur selten überschritten. Die Morgen bleiben während des ganzen Jahres eher kühl. Sogar im Juni bleiben die Temperaturen in den Morgenstunden um den Gefrierpunkt.
Während das Wasser der Quellflüsse im Mittelwert bei 10°C erreicht, erwärmt sich das Wasser im weiteren Verlauf der Flüsse und See auf knapp 20°C.